Die 3. Liga hat in der Saison 2023/2024 neue Höhen erreicht. Mit fast 10.000 Zuschauer*innen im Schnitt pro Spiel setzte die Liga europaweit Maßstäbe und übertraf den Rekord der Vorsaison um rund 20 Prozent. Deutschland teilt sich mit der englischen League One den Spitzenplatz unter den dritten Ligen in Europa, beide mit durchschnittlich 9700 Fans pro Spiel. Diese beeindruckenden Zahlen sind jedoch nur ein Teil einer außergewöhnlichen Saison, die zahlreiche weitere bemerkenswerte Fakten und Entwicklungen aufwies.
Eine Liga als Talentschmiede
Die 3. Liga ist ein wichtiger Baustein im deutschen Fußball und hat sich als Talentschmiede etabliert. Zahlreiche Spieler, die ihre Karriere in dieser Liga begannen, sind heute fester Bestandteil des EURO-Kaders der deutschen Nationalmannschaft. Namen wie Robert Andrich, Niclas Füllkrug, Joshua Kimmich, Thomas Müller, Jamal Musiala, Antonio Rüdiger und Deniz Undav haben ihre Wurzeln in der 3. Liga. Selbst ein Weltstar wie Toni Kroos absolvierte eine Partie in dieser Liga.
Zuschauerboom und historische Höchststände
Mit über 3,688 Millionen Zuschauerinnen in der Saison wurde ein neuer Rekord aufgestellt, der den bisherigen Rekord um mehr als eine halbe Million übertraf. Die Entwicklung der Zuschauerzahlen ist beeindruckend: In der Saison 2011/2012 lag der Schnitt bei 4572, nun bei 9707. Besonders Dynamo Dresden stach hervor, mit einem durchschnittlichen Heimspielbesuch von 28.732 Zuschauerinnen, was mehr als zehn Zweitligisten und sechs Bundesligisten übertraf. Auch Rot-Weiss Essen und Preußen Münster verzeichneten historische Zuschauerzahlen, die seit Jahrzehnten nicht mehr erreicht wurden.
Tore und spannende Spiele
Die Saison war reich an Toren. Insgesamt fielen 1066 Treffer, was den drittbesten Wert in der Geschichte der Liga darstellt. Besonders torreich waren die Spiele zwischen Sandhausen und Regensburg (6:3) sowie Dresden und Lübeck (7:2). Historische Werte wurden auch im DFB-Pokal erreicht, wo Drittligisten in zehn Duellen sechsmal gegen Bundesligisten siegten, darunter bemerkenswerte Erfolge des 1. FC Saarbrücken gegen den FC Bayern München, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach.
Aufsteiger und Sensationen
Ein Novum der Saison war der direkte Durchmarsch zweier Aufsteiger in die 2. Bundesliga: SSV Ulm 1846 und Preußen Münster. Dies ist erst das dritte Mal, dass ein Aufsteiger die Meisterschaft in der 3. Liga gewinnt, nach SV Elversberg und dem FC Bayern München II. Gleichzeitig erlebte der VfB Lübeck ein Déjà-vu, indem er wie 2020/2021 direkt wieder abstieg.
Trainerwechsel und historische Premieren
Die Saison war auch geprägt von zahlreichen Trainerwechseln, insgesamt elf, was zuletzt 2021/2022 der Fall war. Eine historische Premiere feierte der FC Ingolstadt mit Sabrina Wittmann als erste Cheftrainerin im deutschen Profifußball der Männer. Waldhof Mannheim rettete sich dank eines Trainerwechsels, während Vereine wie Dresden, Sandhausen und Lübeck trotz Wechseln ihre Ziele verfehlten.
Tradition und Abschiede
Vier Bundesliga-Gründungsmitglieder waren in der 3. Liga vertreten: 1860 München, MSV Duisburg, Preußen Münster und 1. FC Saarbrücken. Insgesamt elf Mannschaften haben einst in der Bundesliga gespielt. Der MSV Duisburg und der Hallesche FC verabschiedeten sich nach langer Zugehörigkeit aus der Liga. Der SSV Jahn Regensburg stellte mit zehn Siegen in Folge eine Bestmarke ein, verpasste jedoch den Aufstieg.
Junge Talente und Rekorde
Die SpVgg Unterhaching setzte mit jungen Spielern Akzente. Nick Kaulfers und Gibson Nana Adu debütierten als jüngste Spieler der Ligageschichte und Adu wurde der jüngste Torschütze. Der SV Sandhausen stellte mit einem historischen Comeback einen Rekord auf und wandelte einen Drei-Tore-Rückstand in einen Sieg um.
Spieler der Saison und Abschiede
Leo Scienza vom SSV Ulm 1846 wurde zum Spieler der Saison gewählt. Mit 26 Torbeteiligungen war er der Topscorer. Jannik Mause vom FC Ingolstadt wurde mit 18 Toren Torschützenkönig. Marc Lorenz von Preußen Münster war der herausragende Spieler der Rückrunde und führte seine Mannschaft zum Aufstieg. Zahlreiche bekannte Spieler beendeten ihre Karrieren, darunter Marcel Gaus, Dennis Diekmeier und Fabian Klos.